Predigtreihe Glaubensbekenntnis
"hinabgestiegen in das Reich des Todes, am 3. Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen zu richten die Lebenden und die Toten."
Wenn Sie bei den ersten Predigten der Predigtreihe über das Glaubensbekenntnis auch da waren, dann haben Sie gespürt, dass uns das Nachdenken über die einzelnen Zeilen des Glaubensbekenntnis ganz schön herausfordert. Es ist auch nicht so einfach, das alles so im Detail zu glauben bzw. so zu interpretieren und zu erklären, dass es leicht geglaubt werden kann.
Ich möchte heute einleitend nochmals erwähnen und betonen, dass es beim Nachdenken über unser Glaubensbekenntnis nicht darum geht, unseren eigenen Glauben zu überprüfen, ob er den Inhalten des Glaubensbekenntnisses entspricht, sondern es geht darum, uns den Inhalten unseres Bekenntnisses zum christlichen Glauben anzunähern und dabei ein wenig in die Tiefe zu gehen und zu schauen, wie die einzelnen Zeilen verstanden und interpretiert werden können.
Gehen Sie mutig mit mir diesen Weg und bleiben wir darüber im Gespräch. Das wird uns allen gut tun und unseren Glauben bereichern.
"hinabgestiegen in das Reich des Todes"
Ich habe in den letzten Monaten schon einige Male auf diese Zeile im Glaubensbekenntnis Bezug genommen und angemerkt: dass Jesus nach der Kreuzigung "hinabgestiegen ist in das Reich des Todes" heißt nicht einfach: er war 3 Tage tot.
Das wäre mir zu allgemein, und es wäre so selbstverständlich, dass es im Glaubensbekenntnis dann nicht extra erwähnt werden müsste.
"hinabgestiegen..." war keine Touristenfahrt.
Ich glaube fest daran, dass diese Phase genauso wie alles andere ein Teil seiner Mission war.
Zunächst wurde er gekreuzigt, ist dann gestorben, wurde begraben, dann in das Grab des Joseph von Arimathia gelegt.
Damit wird bezeugt, dass Jesus tatsächlich tot war.
Und ich glaube, dass Jesus im Reich des Todes allen bis dahin Gestorbenen begegnet ist, dass sie den Messias erkennen und gerettet werden können.
"am 3. Tage auferstanden von den Toten"
das ist die Botschaft von Ostern. Jesus hat den Tod besiegt und ist auferstanden.
Auf einem Veranstaltungsfolder einer Glaubenswoche in einer kath. Kirche in der Fastenzeit fand ich einen Satz, der mich sehr berührt hat und der es für mich auf den Punkt bringt: "Ohne Ostern wäre die Welt nicht auszuhalten".
Ähnlich hat es auch Dietrich Bonhoeffer formuliert: "Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln"
"aufgefahren in den Himmel"
Gleich in der nächsten Zeile wird Christi Himmelfahrt thematisiert.
Auch dieses Phänomen ist für unseren Verstand schwer vorstellbar.
Versuchen wir uns dem anzunähern.
Wir sind mit unserer deutschen Sprache arm. Denn wir haben nur 1 Wort für Himmel. Im Englischen gibt es 2 Wörter, die uns da schon weiterhelfen können.
sky - der Himmel, den wir sehen können, wenn wir nach oben schauen
heaven - der göttliche Himmel, eine andere Dimension, die unserem irdischen Auge verborgen ist.
Christus ist wohl nicht in den sky aufgefahren und im Universum erfroren.
Er ist in den Bereich des göttlichen Himmels aufgefahren oder besser: gewechselt. Damit konnte Christus wahr machen, was er vor seiner Himmelfahrt versprochen hat: "Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt". Damit konnte Christus nicht mehr nur in Galiläa und Jerusalem wirken und präsent sein, sondern überall.
Denn der göttliche Himmel ist überall, es ist das Reich Gottes, das mitten unter uns ist und bei jedem von uns kommen will und sichtbar werden will.
Die letzte Zeile des 2. Teils unseres Glaubensbekenntnisses, wo es um Jesus Christus geht, bezieht sich auf die Wiederkunft Christi am Ende der Zeit.
"von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten"
Hier gibt es viele missverständliche und missbräuchliche Auslegungen, die ich an dieser Stelle auch kurz ansprechen will.
Das erste ist einmal das Wort "richten".
Wir verstehen das in unserer Zeit fast nur noch als einen Ausdruck aus der Gerichtssprache. Das wird dann auch noch verstärkt durch das Wort des Paulus: "Wir müssen alle darstellt werden vor dem Richterstuhl Christi".
Bei dieser einseitigen Gerichtssprache kommt keine Freude auf. Denn niemand ist gerne vor Gericht,
denn bei Gericht wird überprüft, ob ich Mist gebaut habe, und dann werde ich verurteilt, bestraft oder eben freigelassen.
Und wer kann am Ende seines Lebens schon behaupten, dass er alles richtig gemacht hat und erhobenen Hauptes vor dem Richterstuhl stehen?
Es gibt leider christliche Gruppen, die genau damit Macht ausüben und mit einem besonderen christlichen Lebensstil versuchen, die Leute beisammen zu halten: mit strengen Regeln und einer gewissen Angst vor der Ewigkeit.
Was ist das für ein Missbrauch des Evangeliums!
Das ist nicht Moral. Das ist Unmoral!
Ich nehme vom Evangelium keinen cm weg. Wir werden vor dem Richterstuhl Christi stehen.
Aber da wird dann verkündet werden, was Christus im Evangelium auch verkündet hat: Er hat alles für unser Heil getan. Wir werden gerettet allein aus Gnade, nicht anhand unserer Werke.
Gewiss: Jesus hat uns das Evangelium gegeben mit allen Richtlinien, wie wir ein Leben im Glauben und im Frieden leben können. Und wir stehen einmal vor ihm, wie auch die Toten im Reich des Todes vor ihm standen. Und dann werden wir konfrontiert mit dem, was wir getan oder nicht getan haben.
In Gottes Reich werden wir dann auf einmal selbst sehen und erkennen, was wir getan und nicht getan haben. Vieles wird uns leid tun und auf manches werden wir wohl auch stolz sein dürfen.
Denn Paulus sagt im 1.Kor.: jetzt sehen wir nur durch einen blinden Spiegel, dann werden wir ihn sehen, wie er uns schon sieht.
d.h. wir werden alles selbst erkennen und es wird dann alles ins Recht gesetzt.
Der Richterstuhl richtet nicht zwischen ewigen Leben und ewiger Verdammnis, weil wir allein aus Gnade gerettet werden.
Und es gilt auch, was Jesus im Evangelium sagte:
Joh.5,24: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
oder Joh.12,47 Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.
der hat also schon hier auf Erden die Hölle auf Erden, weil er ohne den Glauben an Christus keine Hoffnung auf die Auferstehung nach dem Tod hat.
Ohne Ostern ist die Welt nicht auszuhalten.
Ohne Ostern ist auch mein Leben nicht auszuhalten, weil gerade diese Hoffnung auf die Auferweckung meinem Leben wirklichen Sinn gibt, eine Hoffnung, mit der ich leben, sterben und auferstehen kann.
Ich möchte mich diesem letzten Satz im 2. Teil unseres Glaubensbekenntnisses auch nochmal anders annähern, damit wir von der missverständlichen Richtersprache weg kommen, die hier nicht gemeint ist:
Er wird wieder kommen, um alles zu richten:
um die Gerechtigkeit herzustellen und wirklichen Frieden zu bringen.