4. März 2018

Predigtreihe „Glaubensbekenntnis“

Passage: Ich glaube an Jesus Christus...geboren von der Jungfrau Maria
Dienstart:

Predigtreihe Glaubensbekenntnis
"Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten"

Wenn wir bekennen: "seinen eingeborenen Sohn"
kann das logischerweise nicht biologisch gemeint sein, sondern metaphorisch. Denken wir an den Bericht von der Taufe Jesu: Gott sprach Jesus bei der Taufe zu: "Du bist mein geliebter Sohn", d.h.
"Du bist ein Teil von mir."

"geboren von der Jungfrau Maria" –
Dieser Satz im Glaubensbekenntnis wurde in der Theologie schon sehr kontrovers diskutiert.
Es sieht vordergründig so aus, als müssten wir, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen, unseren Verstand vorher bei der Garderobe abgeben.
Hier wird etwas Außergewöhnliches bezeugt, das biologisch nicht zu erklären ist.
Die moderne, oder besser gesagt: die modernistische Theologie will die Jungfrauengeburt auf einen Übersetzungsfehler zurückführen und die Jungfrau ganz einfach mit "junge Frau" übersetzen und damit Josef zum biologischen Vater von Jesus machen.
Das wäre wohl biologisch und vom Verstand her eher nachvollziehbar.
Das ist aber nicht so einfach und auch theologisch fragwürdig.

Müssen wir an die Jungfrauengeburt glauben?
Um der Antwort auf die Spur zu kommen, möchte ich zuerst fragen:
Maria – wer ist bzw. wer war sie eigentlich? Eine Heilige? Eine reine, unbefleckte, sündenfreie Magd? Madonna, Mutter Gottes, Himmelskönigin?
Ohne den katholischen Christen zu nahe treten zu wollen, aber von alledem sagt uns die Bibel nichts. Maria war ein einfaches, unbekanntes Mädchen aus der Provinz, die Gott für eine ganz besondere Mission auserwählt hat.
Und ausgerechnet zu ihr kam der Engel Gottes.
Er kündigte ihr diese außergewöhnliche Schwangerschaft an. Das Kind, das sie gebären wird, ist vom Heiligen Geist.

Das apostolische Glaubensbekenntnis zu sprechen ist nicht ein intellektueller Opfergang, bei dem wir für ein paar Sekunden alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über den Haufen werfen müssen. Sondern unser Bekenntnis ist ein ganz kleines, staunendes Echo auf die Botschaft von dem Gott, der es – o Wunder – auch mit uns zu tun haben will. Es ist ein kleiner Hinweis darauf, dass Gottes Kommen in eine Welt, die weitgehend von ihm nichts wissen will, alles andere als selbstverständlich ist.
Der christliche Glaube glaubt nicht an eine biologische Absurdität. Er glaubt an den lebendigen Gott, der allmächtig ist und in seinem Tun und Wollen nicht an die Naturgesetze gebunden ist.
Der Sohn Gottes ist geboren. Mitten in einer erbärmlichen Umgebung. Ein Wunder! Maria lässt dieses Wunder zu. Darin kann sie uns ein Vorbild sein: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Das ist nicht etwas Erniedrigendes oder Demütiges, sondern so ähnlich wie: "Ich bin des Herrn Knecht". So haben sich Mose und Jesaja auch bezeichnet.
Eine junge Frau, die sich bewusst auf Gottes Weg mit ihr einlässt. Die nicht genau weiß, was auf sie zukommt.
Aber sie vertraut sich Gottes Führung an.
Eben da ist Maria Vorbild.
Sie ermutigt mich, auf Gott zu vertrauen, auch mit seinem übernatürlichen Wirken zu rechnen, sei es in der Jungfrauengeburt bei Maria oder in einer Situation in meinem Leben, bei der es nur weitergehen kann mit Gottes übernatürlichem Eingreifen.

Es gibt theologische Argumente, die es erlauben, daran festzuhalten, dass Maria tatsächlich Jungfrau, d.h. unberührt war. Das griechische Wort, das hier verwendet wird: "ha almah" steht sowohl für "junge Frau" als auch für die unberührte Jungfrau.

Ein wichtiges Argument dafür, dass Maria tatsächlich Jungfrau war, sind die jüdischen Opfervorschriften.
Für das Schlachtopfer durften nur makellose, reine und unbefleckte Tiere verwendet werden.
Da Jesus als der Sohn Gottes mit der Bestimmung und Mission auf die Erde kam, die Sünde der Welt hinweg zu nehmen, musste darum auch seine Geburt etwas Außergewöhnliches sein.
"Er, der von keiner Sünde wusste, wurde für uns zur Sünde gemacht" (2Kor.5,21).
Das wäre nicht möglich gewesen, wenn Jesus auf natürliche Weise gezeugt worden wäre.
Denn die Sündhaftigkeit und Vergänglichkeit wird durch den männlichen Samen vererbt.
Das ist unter dem oft missverständlich gebrauchten Wort "Erbsünde" zu verstehen.
Jesus wäre nicht makellos, rein und ohne Sünde gewesen, wenn er auf natürliche Weise gezeugt worden wäre und würde damit selbst die Erlösung brauchen.
Jesus Christus ist das makellose, reine und unbefleckte Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf sich genommen und gesühnt hat.
Darum hat Gott den Weg gewählt, seinen Sohn durch den Heiligen Geist empfangen zu lassen.
Dafür musste ein Engel dem Josef erscheinen, damit dieser deshalb nicht seine Frau verlässt sondern an ihrer Seite bleibt.
Dass Josef daran dachte, seine Frau zu verlassen, nachdem er erfahren hat, dass Maria schwanger war, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Maria und Josef vorher noch nicht intim waren.
Sonst hätte er sich ja ohne Bedenken zu Maria bekennen können und wäre gewiss, dass dann das Kind von ihm wäre. Es war im Judentum zur Zeit Jesu nicht verboten, bereits mit der Verlobten zu schlafen.

Wir können dieses Wunder der Jungfrauengeburt nicht ausreichend erklären und schon gar nicht in seiner ganzen Tiefe verstehen.
Was ich an dieser Stelle aber doch noch anmerken möchte: Es ist dem allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde nichts unmöglich, und es ist ihm ein Leichtes, die Naturgesetze zu umgehen und Leben zu schaffen, das nicht den biologischen Gesetzen entspricht.
Dafür brauchen wir unseren Verstand nicht an den Nagel hängen, im Gegenteil: Wenn wir die jüdischen Opferbestimmungen - sie finden sich alle im 3.Buch Mose - genauer studieren, denke ich, dass wir ein wenig besser verstehen oder zumindest nachvollziehen können, warum der Sohn Gottes, der als Lamm Gottes die Sünde der Welt auf sich nehmen wird, nicht auf natürliche Weise geboren werden konnte.

"gelitten unter Pontius Pilatus"
Die Nennung von Pontius Pilatus dient dazu, das Heilsgeschehen fest in der Geschichte zu verankern. Unser Glaube ist also nicht eine menschliche Idee, kreiert zu irgendeinem erfundenen Zeitpunkt, sondern hat einen ganz konkreten Bezug zur Realität und Weltgeschichte. Werfen wir nun einen Blick auf diesen Pontius Pilatus, denn immerhin hat es sein Name bis ins Glaubensbekenntnis geschafft.
Pontius Pilatus war der Statthalter des römischen Kaisers Tiberius in Judäa und Samaria.
Er musste das Todesurteil Jesu vollstrecken, obwohl er keine Schuld an ihm fand. Er wusch seine Hände in Unschuld, ließ die Inschrift "INRI" (Jesus von Nazareth, König der Juden) am Kreuz anbringen und bestärkte auf die Kritik an dieser Inschrift dann sogar: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
Es mag merkwürdig klingen. Warum soll Jesus unter dem römischen Statthalter gelitten haben?
Gewiss. Er hat das Todesurteil gesprochen und vollstreckt. Aber "gelitten" ?
Eine mögliche Auflösung des Rätsels ist, dass in der Überlieferung des Glaubensbekenntnisses ein Satzzeichen gesetzt wurde. Eben so, wie wir es heute kennen. Im lateinischen Urtext, der ohne Kommata auskommt, kann man den Text auch anders lesen:
geboren von der Jungfrau Maria
gelitten
unter Pontius Pilatus gekreuzigt, gestorben und begraben ...
"unter Pontius Pilatus gekreuzigt" ist nichts als eine in der damaligen Zeit übliche Zeitangabe, indem die Regierungszeit eines Regenten angegeben wird, und unterstreicht, dass es sich um eine offizielle Kreuzigung handelt, denn diese Hinrichtungsart war der Staatsmacht vorbehalten.
Dieser Fehler ist nicht unumstritten, ist aber kaum mehr zu revidieren.

Das Glaubensbekenntnis lässt trotz der gebotenen Kürze viel Entscheidendes weg.
Es wird nur erwähnt und bekannt, was für unser Heil notwendig, heilsnotwendig ist.
Es macht aber den Eindruck, dass am Leben Jesu nur das Wunder seiner Geburt, das biologisch nicht nachvollziehbar ist - und dann gleich sein Leiden, Sterben und Auferstehen wichtig war.
Dass er in der Zwischenzeit das Evangelium verkündigt und gelehrt hat, Kranke geheilt, Tote auferweckt..., bleibt hier völlig unerwähnt.
Gewiss ist die zentrale Botschaft die wunderbare Menschwerdung Gottes und sein Tod und seine Auferstehung.
Da bleibt zu viel unerwähnt.
Damit verliert das Evangelium, das Jesus in den Jahren seiner Wirksamkeit auf Erden verkündigt hat, an Stellenwert - gegenüber seiner wundersamen Geburt und seinem Sterben und Auferstehen.
Ich bin in der theologischen Diskussion nicht der einzige, der das auch als schweren Fehler in der Zusammenstellung des apostolischen Glaubensbekenntnisses sieht.

Ich würde gerne die Zusammenfassung des Evangelisten Matthäus am Beginn und Ende der Bergpredigt noch dazu nehmen:
er lehrte in den Synagogen,
verkündigte das Reich Gottes
und heilte alle Krankheiten und Gebrechen.

Ich fasse zusammen:
Was wir hier in unserem apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen, können wir nicht alles mit unserem Verstand erklären und interpretieren.
Wir können weder die Allmächtigkeit Gottes nachvollziehen, noch das Wunder der Geburt Jesu durch eine Jungfrau.
Und auch dem Tod Jesu und seiner Auferweckung können wir uns nicht mit dem Verstand nähern, sondern nur im Glauben, der Gott alles zutraut,
der bekennt, dass Gott mit seinem Sohn und dann in weiterer Folge mit uns seinen Weg geht und in einzigartiger Weise für uns da ist und alles für unser Heil getan hat.
Amen.

Dateien zum Herunterladen Notizen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert