Christ sein – Fürchtet Euch nicht!
23. Dezember 2018

Christ sein – Fürchtet Euch nicht!

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Dienstart:

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

morgen also, morgen ist sie endlich vorbei. Diese ganze Hektik vor Weihnachten. Alle Geschenke besorgt? Oder müssen sie morgen nochmals loseilen und das eine, das letzte noch kaufen? Ja?! Keine Sorge! Das wird jetzt nicht die gefühlt 1.000. Predigt zum Thema „Weihnachten hat nichts mit Geschenken zu tun“ oder „Gegen den Kommerzwahn zu Weihnachten“. Diese Predigt wird sogar nicht einmal sehr theologisch werden. Ich will heute zu Ihnen über ganz weltliche Dinge sprechen, die dann aber doch etwas Theologisches haben. Dazu bedarf es eines kleinen aber kurzen Anfahrtsweges.

Also, morgen ist ein großer Tag, nicht nur für Kinder, die unter dem funkelnden Weihnachtsbaum stehen und mit ebenso funkelnden Augen nur darauf warten, ihre Geschenke aufzumachen. Morgen ist der Tag, an dem wir die Geburt unseres Herrn feiern. Jaja, ich weiß, er ist sicher nicht am 24. Dezember geboren worden. Auch nicht am 25., wo Weihnachten in den angelsächsischen Ländern gefeiert wird und auch nicht am 6. Jänner, dem Weihnachten der Orthodoxie. Man weiß es schlicht und ergreifend nicht. Das einzige was man weiß: es war nicht im Winter. Denn das Weihnachtsevangelium berichtet von den Hirten in der Umgebung. Kaum denkbar im Winter. Gewiss, Weihnachten wurde bewusst an den Tag des großen Sol Invictus, des unbesiegten römischen Sonnengottes gelegt und ist sicher nicht ganz zufällig nahe an der Wintersonnenwende. Die Symbolik ist offensichtlich: Einerseits verdrängt der Gott der Christen die heidnischen Götter in dem er dessen Feste „kapert“ – ganz so wie es mit einigen anderen Bräuchen auch war – und andererseits, und das ist die viel schönere Symbolik, kommen wir aus dem Dunkel heraus, die Tage werden länger, es geht aufwärts. Das Schlimmste liegt hinter uns, alles wird wieder heller und wärmer.

 

Doch abseits der Symbolik hat dieser Tag, hat die Geburt unseres Herrn etwas Revolutionäres. Dieses Ereignis, wann auch immer es genau stattgefunden hat, hat die Welt verändert, wie kaum eines davor und auch danach. Und ich meine jetzt nicht nur theologisch, sondern ganz profan und weltlich. Denn ohne das, was auf Jesus folgte, nämlich das, was wir heute Christentum bezeichnen, würde unsere Welt eine ganz andere sein. Eine viel schrecklichere, man denke nur an die ach so zivilisierten Sitten im alten Rom oder gar bei den „wilden“ Germanen. Man kann es durchaus so sagen: Das Christentum hat die Menschheit nachhaltig zivilisiert und zu etwas Besserem gemacht. Also einer besseren Gesellschaft. Das hat zwar gedauert, aber letztlich doch. … Jaja, ich höre schon die Atheisten sagen: Und die Hexenverfolgung, Inquisition, die Konquistadorenund all die anderen platten „Argumente“ die man so gerne gegen die Kirche ins Feld führt. Darauf will ich jetzt aber nicht näher eingehen, das wäre ein anderes Thema. Ich will heute auf etwas ganz anderes hinaus.

 

Denn eines ist unbestreitbar. Das Christentum ist und bleibt die Wurzel unserer Kultur, die Basis unserer Gesellschaftsordnung. Und das Christentum ist der wesentliche Grund für die Vorherrschaft des sogenannten westlichen Denkens, Handelns, Wirtschaftens und Regierens. Umso bedauerlicher, ja mehr noch: Umso langfristig gefährlich sind die heutigen Strömungen, die kirchenfeindlich, ja christentumsfeindlich sind. Schauen sie einmal in ihrem Bekanntenkreis:

  • Wie viele junge Mütter und Väter kennen sie, die ihre Kinder nicht mehr taufen lassen? Sie sollen mit 16 selbst entscheiden, welche Religion sie haben wollen, ist das Argument. … Nachgerade lächerlich! Niemand käme auf die Idee, mit seinem Kind bis zum 16. Lebensjahr nicht zu sprechen, da es dann selbst entscheiden solle, welche Sprache es zu seiner Muttersprache wählen will. Mehr noch, es würde verkümmern, man denke an das Experiment mit Caspar Hauser, ein Waisenjunge, mit dem nicht gesprochen wurde, weil man hoffte, die Ursprache zu entdecken. Er wurde verrückt und starb sehr jung.
  • Oder wie viele Menschen kennen sie, die wegen vergleichsweise lächerlicher 200 oder 300 Euro Kirchenbeitrag im Jahr ihrer kulturellen Heimat den Rücken kehren? Und ohne Ironie: Es sind meist gerade diese Menschen, die den Untergang des Abendlandes vor dem Hintergrund der globalen Flüchtlingsbewegungen heraufbeschwören. Konsequentes Handeln sieht meiner Ansicht nach ein bisschen anders aus.
  • Und was passiert mit einer Gesellschaft, mit einem Staat, indem es keine Werte mehr gibt, in dem das Recht des Stärkeren gilt? Hierzu hält die Geschichte – auch die jüngste – nicht nur in unserem Land, sondern auch ein paar Kilometer weiter östlich schreckliche Vorbilder für uns bereit.
  • Und dann gibt es noch die Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, ihn auch leben, aber sich nicht davon erzählen trauen. Glaube ist ja etwas Privates. Noch so ein Irrtum, der durch das oftmalige Wiederholen halt auch nicht Wahrer wird. Woher kommt diese Furcht? Also in meiner Bibel finde ich „Fürchtet Euch nicht“ und „Stelle dein Licht nicht unter den Scheffel“. Was ich dagegen nicht finden kann: „Seid gläubig und erzählt ja niemandem davon. Das muss alles schön geheim und unter uns bleiben.

 

Welche enorme Bedeutung das Christentum für die Welt hat, das macht ein Autor auf interessante Art und Weise deutlich. Er hat ein sehr sehr lesenswertes Buch geschrieben: Das Buch der Mitte. Ich empfehle ihnen dies nachdrücklich. Der Untertitel des Buches lautet „Wie wir wurden, was wir sind: Die Bibel als Herzstück der westlichen Kultur“. Dieser Untertitel verspricht nicht zuviel.

Der Autor macht hierin vieles deutlich, auf das man als Europäer, der in diese, unsere Kultur hineingeboren ist, gar nicht mehr denkt, weil man es für selbstverständlich hält. Das wirklich Interessante an dem Buch ist aber, dass der Autor eine bemerkenswerte Sicht von außen hat. Gerade daraus entsteht die Spannung des Buches. Beim Autor handelt es sich nämlich um einen indischen Philosophen, Theologen und Sozialreformer. Sein Name ist Vishal Mangalwadi.

 

Während immer mehr Menschen im Westen ihr Seelenheil in östlichen Religionen und Spiritualitätspraktiken suchen, steht dieser Inder wie der Rufer in der Wüste da und ruft uns zu: Besinnt Euch. Ihr habt das Beste, warum etwas Schlechteres wählen?!

Diese Überzeugung hat Mangalwadi gewonnen, als er einen Vergleich seiner indischen Kultur mit jener des sogenannten Westens anstellte. Dabei hat er eine für uns als Gläubige nicht überraschende Erkenntnis gewonnen: Menschen, die der Bibel glauben und ihr Handeln nach ihren Weisungen ausrichten, haben eine sehr positive Wirkung auf ihre Umwelt.

 

Die Kernthese  Mangalwadis ist die: Die Bibel und vor allem die Beschäftigung und kritische Auseinandersetzung mit ihr seit der Reformation, haben eine Kultur gefördert, die es zu technischer und entwicklungsmäßiger Exzellenz gebracht hat. Diese Kultur sucht ihresgleichen und wäre mit keinem anderen religiösen Hintergrund möglich gewesen.

Eine steile These, aber Mangalwadi breitet sie argumentativ logisch auf über 500 Seiten aus. So ist es für ihn nachvollziehbar, dass und vor allem warum sich die Welt seit der Reformation und der durch sie ausgelösten intellektuellen Revolution rasend schnell entwickelt hat und der Westen alle anderen Weltregionen in allen nur erdenklichen Bereichen überflügelt hat.

 

Das sei darauf zurückzuführen, dass die christlichen Werte wesentlich über denen aller anderen religiösen oder philosophischen Werte anzusiedeln seien. Man kann es auch polemisch ausdrücken: Sämtlicher Fortschritt der Menschheit – sei es nun technischer, kultureller oder sozialer Natur – der letzten 500 Jahre wurde in christlich geprägten Ländern erzielt. Alle anderen religiösen Kulturen – mit Ausnahme des Judentums – haben nichts Wesentliches dazu beigetragen. Eisenbahn, Auto, Flugzeug, Handys, Computer … alles westliche, also christliche Erfindungen, wenn man so sagen will. Das Paradoxe daran: Die Irregeleiteten Anhänger des sogenannten IS, die einen Islam und eine Gesellschaft, wie sie im 7. Jh. war, herbeibomben wollen, versuchen dies ausschließlich unter Zuhilfenahme westlicher Technologie wie Waffen, Fahrzeuge, Internet etc. zu erreichen. Ob den selbsternannten Gotteskriegern diese Ironie eigentlich bewusst ist?

 

Demokratie – ich meine jetzt jene Art von Demokratie, wie wir sie kennen, wo jeder mitbestimmen kann – stammt gerade nicht von den Griechen. Also Demokratie, Sozialsysteme, ja Gerechtigkeit, Mitmenschlichkeit, Würde und gar Menschenrechte sind zutiefst christliche Werte bzw. wurden massiv durch das Christentum befördert.

 

Magalwadis Antwort auf die Frage nach dem Warum dieses rasanten Fortschritts des Westens ist eine einfache wie auch überraschede. Es ist die Würde des Menschen, die aus der Ebenbildlichkeit Gottes resultiert. Es ist diese unterschiedliche Sichtweise der Menschenwürde, die der springende Punkt ist. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund seiner indischen Heimat zu sehen, der es durch das hinduistische Reinkarnationsdenken an Empathie für den Einzelnen fehlt. Er macht das plakativ an einem Beispiel fest: Als seine Frau in seiner indischen Missionsstation ein krankes Kind aus einem Nachbarort behandeln wollte, haben es die Eltern untersagt. Es sei nicht schlimm, wenn das Mädchen sterbe, da es ohnedies wiedergeboren würde. Die Bibel hingegen lehrt uns, dass jeder Mensch von Natur aus seinen Wert und seine Würde hat. Die im Westen vorgenommene Verknüpfung von der Erkenntnis Gottes (also Theologie) und der Erkenntnis des Menschen (Anthropologie) ist für Mangalwadi für das Verständnis der modernen westlichen Welt entscheidend.

 

Immer wieder kommt Mangalwadi auf die Prägung des Denkens durch die Bibel zurück. Er formuliert: „Der wissenschaftliche, technische, militärische und wirtschaftliche Erfolg des Westens ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass er zur denkenden Gesellschaft wurde … als die Bibel die Gedankenprozesse des Christentums formte.“ Wie fremd mag das für Christentumskritiker klingen, die mit Blick auf die katholische Kirche vom „Hände falten, Goschen halten“ sprechen? Die vom Denkverbot und dem Index der katholischen Kirche sprechen? Jedoch, da die Theologie im Mittelalter die oberste Wissenschaft war (weil eben die Kirche die Trägerin der Universitäten war) und jeder Forscher auch in Theologie bewandert sein musste, schulte das das komplexe Denken: Wollte man sich mit Mathematik beschäftigen, musste man sich erst an Gott abarbeiten, musste man als Wissenschaftler erst einen Gottesbeweis erbringen. Ein sehr komplexes Thema, das … ja das letztlich nichts anderes als komplexes Denken schult und Gehirnregionen für andere Bereiche trainiert. Sozusagen die Mukibude für die Gehirnregion.

 

Auf den Punkt bringt es Manghalwadi dann, wenn er sagt: „Darüber hinaus existieren moralische Tugenden, die für selbstverständlich gehalten werden, weil sie zur Kultur und zum religiösen Ethos gehören. […] Die Christenheit erwies sich als Wegbereiter für neue Ideen in der Technik, weil die Bibel Gott als Schöpfer offenbarte und nicht als Träumer und Tänzer.“ Dieser Ethos, gerade der protestantische, wonach Arbeit Gottesdienst ist, hat zu einer (gesunden) Vermehrung von Kapital, also von Produktionsmitteln geführt. Die Idee, dass der Mensch Würde habe, beendete schließlich die Sklaverei (deren vehementeste Bekämpfer Protestanten waren), und beförderte den technischen Fortschritt, der in erster Linie den Menschen die Mühsal des Lebens und des Broterwerbs erleichtern sollte.

 

Es waren die Reformatoren wie Martin Luther, die bereit waren ihr Leben für die Wahrheit zu opfern, die dies – wiewohl unbewusst – lostraten. Sie handelten aus der Überzeugung heraus, dass jeder die Bibel in seiner Sprache lesen können sollte. Das Lesen und Verstehen führte zur kritischen Auseinandersetzung, was wiederum das Denken beförderte. Auch eine Mukibude. So wie einst die Wissenschaftler durch die Theologie zum komplexen Denken „gezwungen“ wurden, so wurde dies, das eigenverantwortliche Denken, nun für die breite Masse erreichbar. Das beeinflusste ihr Handeln und machte sie frei, es stieß einen Demokratisierungseffekt an und führte zu einer Explosion des Wissens und der Kreativität.

 

Dieses „Lesen- und Denkenkönnen“ führte zur schon erwähnten intellektuellen Revolution. Luther förderte schon über 200 Jahre vor Maria Theresia die allgemeine Schulpflicht, der Wissenserwerb wurde immer mehr gefördert. Es entstanden Schulen und Universitäten. Die Forschung explodierte und verbunden mit dem Buchdruck brachte das den unaufhaltsamen Aufschwung des Westens. Im Gegensatz dazu verbat der türkische Sultan, damals das Oberhaupt der islamischen Welt, den Buchdruck in seinem Reich. Der islamische Kulturkreis – dereinst weit vor unserem – verarmte dadurch geistig. Denn: Leser wissen mehr. … Diese geistige Verarmung zieht sich bis in unsere Tage:In den letzten 1.000 Jahren sind gerade einmal so viele Bücher ins Arabische übersetzt worden, wie allein Spanien in einem Jahr übersetzt. Man stelle sich das vor! Heute zählen im arabischen Sprachraum Bücher ab einer Verkaufszahl von 5.000 Stück als Bestseller. Gewöhnliche Werke kommen lediglich mit einer Auflage von 1.000 bis 3.000 Exemplaren in den Handel. Und das in einem Markt von fast 300 Millionen Menschen! Zum Vergleich: In Deutschland mit seinen rund 80 Mio. Einwohnern, spricht man von erst einem Bestseller, wenn mehr als 100.000 Stk. abgesetzt wurden.

 

Bei aller Wertschätzung von Wissenschaft und Forschung ist für Magalwadi der Vorsprung des Westens hauptsächlich den christlichen Werten geschuldet. Das Handeln jedes Christen muss durch die Bibel geprägt sein. So kann man bis heute feststellen, dass die Korruption in den Ländern am geringsten ist, in denen der christliche Glaube und die christlichen Werte vertreten werden. Zu diesen Werten zählt Mangalwadi ebenfalls die Bedeutung der Familie, Mitgefühl und Barmherzigkeit, gesunde Wege zu Reichtum und Freiheit. Er bringt es für die heutige Zeit beängstigend auf den Punkt: „Mir selbst war bis dahin nicht in dieser Deutlichkeit bewusst gewesen, wie sehr Moral und Freiheit miteinander verknüpft sind. … Werte ohne Freiheit bedeutet Sklaverei. Freiheit ohne Werte ist zerstörerisch.Es ist unmöglich, ein Volk, das die Bibel liest, seelisch oder gesellschaftlich zu versklaven.“ Um es zu wiederholen: Freiheit ohne Werte ist zerstörerisch! Und nun denken Sie bitte an die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr taufen lassen und an die, die wegen ein paar Euro Kirchenbeitrag aus der Kirche austreten. Und dann denken Sie bitte weiter an die Gier, die einem heute überall begegnet. An die Vertrauens-, Umwelt-, Finanz- und sonstigen Krisen, die es allenthalben gibt.

 

Wer kann das ändern? … Wir! Wir alle, indem wir Religion, indem wir den Mann, dessen Geburt wir morgen feiern, wieder vor den Vorhang holen und auch in der Öffentlichkeit wieder über ihn sprechen, ihn verkündigen und ihn bezeugen. Denn: Wir sind das Salz der Erde!

Fürchtet Euch nicht, kommt nicht umsonst 50x in der Bibel vor. Und so sollten wir es mit Spr 29,25 halten: „Wer das Urteil der Menschen fürchtet, gerät in ihre Abhängigkeit; wer dem HERRN vertraut, ist gelassen und sicher.

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