2. April 2017

Die 4 soli – solus Christus

Serie:
Passage: 1. Timotheus 2,5.6
Dienstart:

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde!

 

gestern (am 1.4.2017) war ich auf der Superinterdentialversammlung in Ramsau am Dachstein. Superinterdentialkurator Axmann begrüßte uns und die anwesenden Vertreter der katholischen „Minderheit“ sehr herzlich. „Katholische Minderheit“? Ja, denn dies ist in der Ramsau möglich, weil dort auch heute noch die Mehrheit evangelisch ist – 85%. Es ist dies die einzige steirische Gemeinde und eine von wenigen in ganz Österreich wo das der Fall ist. Dabei hatte diese Gemeinde in der Zeit von der Gegenreformation 1600 bis zum Toleranzpatent 1781 eine Spanne von 181 Jahren zu überwinden, wo sie nur heimlich ihren Glauben leben konnte und keinen Pfarrer, keine Kirche und keine Organisation hatte. Als die Beamten des Kaisers kamen, um zu ergründen, ob es hier Evangelische gäbe, war er erstaunt, dass alle bis auf drei Familien aufzeigten. Die Reformation lebte hier ungehindert und fruchtvoll weiter. Woraus diese Menschen ihre Kraft schöpften, dass sieht man auch heute noch, wenn man sich das Südportal der Kirche ansieht. Es trägt die Überschrift „Jesus allein“.

 

Jesus allein war es also, der diesen Menschen über fünf Generationen hinweg die Kraft gab, ihrem Glauben treu zu bleiben. Und sie wissen es bereits. Heute steht das vierte reformatorische sola auf dem Programm. Solus Christus! Allein Christus oder nur Christus. Oder gut Ramsauerisch: Jesus allein.

 

Was soll das, werden sie nun sagen? Was denn sonst? Schließlich nennt man uns ja auch Christen. Wer oder was sollte es daher sonst sein, als allein Christus?

Gute und vor allem auch berechtigte Frage.

Wie und warum kam nun Luther nur auf die Idee, dieses solus Christusso zu betonen? Und warum ist es auch heute noch so wichtig, ja so identitätsstiftend für uns? Und warum war es das für die Ramsauer?

 

Nun, wer den Lutherfilm gesehen hat, weiß, in welcher Zeit Luther lebte. Es war eine Zeit voll der Angst vor dem Fegefeuer und dem nahen Ende. Und diese Angst wurde von der Katholischen Kirche ausgenutzt. Hinzu kommt, dass die Katholiken damals wie heute Maria und alle möglichen Heiligen anrufen wenn sie Sorgen und Probleme haben. Für jedes Problem scheint mir, gibt es einen eigenen Heiligen.

Ich für meinen Teil bewundere Katholiken dafür, sich hier noch auszukennen und immer den richtigen Heiligen zu wissen, den es gerade anzurufen gilt. Es ist schon fast wie im Hinduismus mit seinen 3 oder doch 7 Mio. Göttern. Keiner weiß die Summe so genau. Hindus haben für alles und jedes einen eigenen Gott!

Sehr viel einfacher ist da das Leben des Protestanten. Er hat nur einen, den er anrufen braucht: Jesus. Solus Christus!

 

Oft hört man auch, dass man über die Mutter den Weg zum Sohn findet. So wie man oft auch eher zur Mutter als zum Vater oder zum großen Bruder geht, wenn man Probleme hat. Das klingt nachvollziehbar. Aber … Nachvollziehbarkeit ist kein Kriterium, wenn es um Gott geht. Denn dieses Argument, man müsse zur Mutter gehen um zum Sohn zu kommen, wird weder durch Nachvollziehbarkeit noch durch etwas anderes Wahrer. Denn bei allem gebührenden Respekt für unsere katholischen Mitschwestern und –brüder: Theologisch gesehen ist das falsch. So leid es mir für sie und ihre Frömmigkeitspraxis tut: Es ist einfach falsch. Es klingt hart, verurteilend und besserwisserisch.

ABER: So ist es nicht gemeint. Aber man muss auch zu seinen eigenen Überzeugungen stehen. Nur dann verliert man seine Identität nicht. Hier sei wieder ein Hinweis auf die Ramsauer eingefügt. Und solus Christusgehört eben dazu, zu dieser, zu unseren Identität. Jedoch, ich bilde mir das nicht ein und verurteile nicht, sondern wie auch Luther stütze ich mich dabei auf die Schrift. Denn in meiner Bibel und auch in ihrer findet sich der folgende Satz, der der heutigen Predigt zu Grund liegt. Er ist zu finden in 1Tim 2,5.6:

 

5 Denn es ist einGott und einMittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als sein Zeugnis zur rechten Zeit.

 

Dieser Text eröffnet uns zwei Aspekte. Kommen wir zum ersten:

Es ist EIN Gott. Und es ist EIN Mittler. Nicht viele … Einer! Da steht es ganz klar und deutlich. Im Übrigen steht es auch in der katholischen Bibel so: In der Einheitsübersetzung lautet unsere Predigtstelle so: „Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus, 6 der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit.“ Einer ist also Gott. Solus Christus!

 

Was hier definitiv NICHT steht:

Es ist ein Mittler für etwas Verlorenes

und einer für Reisende und einer für dies

und einer für das.

Und eine Mittlerin zwischen mir und Jesus.

Wir haben auch keine Heiligen im katholischen Sinne, sondern wir ALLE sind heilig, wir Christen sind herausgelöst aus den armen Sündern und Verlorenen; heilig eben.

Und es steht hier auch nicht, dass es eines Priesters bedarf, wie im Katholizismus, der der Mittler zwischen Mensch und Gottheit ist.

Nein. Das steht hier alles NICHT!

 

All dieser Mittler und „Fürsprecher“ braucht es nicht. Denn das Haupt unserer Kirche und unser direkter Zugang zu Gott, ohne – kostenpflichte – Umwege ist Jesus. Oder wie es der Herr Superintendent auf der Superinterdentialversammlung so treffend ausdrückte: „Der Protestant hat niemanden über sich außer Jesus.“ Das ist auch keine Privatmeinung von Hermann Miklas und auch kein kirchliches Dogma oder ein theologisches Gespinst. Es steht ganz eindeutig hier: Es ist EIN Mittler. Solus! Und zwar solus Christus. Er allein, nur er und sonst niemand.

 

Und genau deshalb sind sind wir ja Christen und nicht Mariistenoder Heiligistenoder wie auch immer man das nennen könnte. Nur Christus. Mehr brauchen wir nicht. Daher solus Christus!

 

Das phantastische an Jesus, das großartige an unserem Gott ist, dass er Mensch wurde. Jesus von Nazareth ist keine theologische Idee, keine Erfindung von Menschen. Er war erwiesenermaßen eine historische Persönlichkeit. Ein Mensch, der auf der Erde lebte und alle Freuden und Probleme eines Menschen hautnah miterlebte. Er war einer von uns.

Das unterscheidet Christen von allen anderen Religionen. Unser Gott wurde Mensch um uns wirklich begreifen, um uns wirklich verstehen zu können.

Und auch, um vorzuleben, wie wir sein sollten.

Und jetzt frage ich sie: Wen, wenn nicht den, der sich unter unsere Mitte gesellte, sollte man anbeten. Jesus ist ein Mann der Erfahrung hat. Ein Praktiker und kein Theoretiker. Er weiß aus eigener Anschauung, wie es bei uns zugeht. Daher: Solus Christus!

 

 

Wir haben es letzte Woche von unserem Herrn Pfarrer schon gehört. Viele sagen, in der Natur sieht man Gott, was brauche ich eine Kirche. Die Natur ist so phantastisch. Da offenbart sich Gott.

Ja, das stimmt absolut! … Die Natur ist phantastisch und sie ist ein Meisterwerk Gottes. Das steht außer Zweifel. Und Offenbarung heißt herzeigen. Und das tut Gott … in der Natur. Er zeigt uns in ihr die Schönheit und die Großartigkeit seiner Schöpfung. Das ist viel, aber leider halt nicht alles!

 

Letzte Woche haben wir auch gehört, dass es beim sola verboum die Mitte der Schrift geht. Und wenn man die Mitte der Schrift betrachtet, wenn man die ganze Bibel auf ein Wort zusammenstutzen, sie auf ein Wort kondensieren müsste, dann wäre dieses eine Wort … wer weiß es … … … LIEBE! Caritas!

 

Wenn also Gott durch die Bibel zu uns spricht und das, was er spricht, EIN Wort ist, nämlich Liebe… ja liebe Brüder und Schwestern, dann frage ich Euch:

Wo findet man diese Liebe in der Natur?

Wo offenbart sie sich, wo wird sie sichtbar, erkennbar, wenn ich „in die Natur gehe“?

Etwa da, wo das Raubtier das Beutetier frisst? Ist das Liebe, gar Nächstenliebe?

Oder dort, wo der schwächere Hirsch den Revierkampf blutend gegen den stärkeren verliert? Ist das Liebe?

Wo die Gottesanbeterin das Männchen nach der Paarung tötet. Ist das Liebe?

Wie viele Tiere kümmern sich um ihre kranken und alten Artgenossen? Ich bin kein Zoologe, ich kenne daher keines. Vielleicht gibt es die eine oder andere Spezies. Aber es scheint mir jedenfalls nicht die Regel zu sein.

 

Nein. Die Natur bringt mir Gott nicht näher. Sie zeigt mir nur, wie mächtig Gott ist, was er alles kann. Aber Gott erkennen oder zu lernen, was er von mir will – nämlich Liebe – das geht in der Natur nicht. Es ist, als wolle die Ameise erkennen, was der Mensch tut. Sie kann ihn sehen und sich denken, wie groß und auch mächtig er ist. Aber was der Mensch ist, was ihn auszeichnet, was ihn antreibt, das wird die Ameise niemals erfassen.

Außer, … ja außer es gäbe einen Menschen, der einmal zur Ameise geworden wäre und es den Ameisen erzählt und aufgeschrieben hätte. Und der den Ameisen erklärt hätte, dass es ungemein lebensverlängernd wäre, wenn sie nicht in mein Marmeladeglas stiegen. Oder in meiner Brotlade nach Essen suchten.

 

Doch das ist meines Wissens nicht geschehen. Es gibt keinen Mittler zwischen Mensch und Ameise. Und so sterben täglich tausende Ameisen einen sinnlosen Tod. Daher, ohne ihr Evangelium und ohne ihren Mittler sind die Ameisen genau das, was die Menschen ohne Evangelium und Mittler wären, nämlich nicht errettet.

 

Die gute Nachricht ist, dass wir Menschen beides haben. Jesus wurde Mensch. Er ist unser Mittler, er versteht uns, er hinterließ uns die Gute Nachricht, das Evangelium. Und er zahlte unser Lösegeld. Und: Jesus gibt unserem Leben einen Sinn! Daher: Solus Christus!

 

Zum Thema Lösegeld und zum zweiten Aspekt des Predigttextes. Im 6. Vers lesen wir „der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle“. Die Betonung liegt hier auf ALLE! Für alle Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Nationalität. Man muss auch nicht mehr Angehöriger eines bestimmten Volkes sein. Man muss auch nicht mehr beschnitten sein. Alle sind gemeint.

Und so wie alle gemeint sind, ist auch allesgemeint. Bei Jesus geht es weniger um die Lösung eigener, privater Probleme, sondern um das Erreichen und Errichten des Reiches Gottes. Wir kennen das: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes“, zu finden in Mt 6,33. Es geht Jesus um die Problemlösung für alleMenschen. Nicht für einige. Für alle. Dies ist nämlich der Ausfluss der Liebe: Er liebt alleMenschen. Und daher gibt es im Christentum ein Konzept namens — Nächstenliebe.

 

Durch die Erlösung, die Jesus für ALLE verspricht, passiert eigentlich etwas sehr Entscheidendes: Man muss sich das einmal vergegenwärtigen – wir ALLE werden erlöst. Wir werden allegleichbegnadigt. Es ist das große – nicht nur – Reinemachen sondern auch Gleichmachen. Es wird mit dem Reich Gottes keine Ungerechtigkeiten mehr geben. Und Ungleichverteilungen. Es wird allengut gehen. Sorgen- und problemlos werden wir sein.

 

Jesus von Nazareth, unser Christus ist unser Mittler, der das Lösegeld für uns alle bezahlt hat. Für uns Christen ist das Gehören zu Christus der einzige Trost. Sowohl im Leben als auch im Sterben. Er allein. Solus Christus!Nichts und niemand anderes! Darauf bauten auch die Ramsauer, mit Erfolg, wie man auch heute noch sehen kann.

 

Vergewissern und versichern wir uns dessen noch einmal, und hören wir nochmals, wer dieses Jesus ist:

Er ist das Ebenbilddes unsichtbaren Gottes,

 der Erstgeborene voraller Schöpfung.

Denn in ihm ist allesgeschaffen,

was im Himmel und auf Erden ist,

das Sichtbare und das Unsichtbare,

es seien Throne oder Herrschaften

oder Mächte oder Gewalten;

es ist alles durch ihnund zu ihm geschaffen.

Und er ist vor allem,

und es besteht alles in ihm.

Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde.

Er ist der Anfang,

der Erstgeborene von den Toten,

auf dass er in allem der Erste sei.

Denn es hat Gott gefallen,

alle Fülle in ihm wohnen zu lassen

und durch ihn alles zu versöhnenzu ihm hin,

es sei auf Erden oder im Himmel,

indem er Friedenmachte durch sein Blut am Kreuz.

 

Er ist also das Ebenbild Gottes, der alles geschaffen hat, er ist unser Haupt, der den Tod überwunden hat, damit wir alle versöhnt werden und Frieden haben.

 

Diese Zeilen stammen nicht von mir, sondern ich fand sie in meiner Bibel. Und zwar im Kol 1,15–20. Es ist dies eine sehr gute und knappe Zusammenfassung, wer dieser Mann aus Nazareth ist. Wer braucht da noch mehr, als Christus alleine? Wer braucht mehr als solus Christus?

 

Lassen sie mich nun abschließen mit dem, was Jesus von sich selbst sagt: „Ich bin der Wegund die Wahrheitund das Leben; niemand kommt zum Vater, außer durch mich.“ Wendet man sich in guten wie in schlechten Zeit an Jesus, so wird man immer einen Weg und die Wahrheit finden und ein lebenswertes, ein sinnvolles Leben führen. Fragen sie die Ramsauer!

 

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Außer natürlich: Solus Christus!

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