21. Januar 2018

Gott befreit aus Fesseln

Passage: Exodus 15

Ich beziehe mich in meiner Predigt zunächst auf die alttestamentliche Lesung Ex.15,1-21 Miriam-Lied,
weil hier in besonderer Weise deutlich wird, wie Gott aus Fesseln lösen kann.
Vor dem Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten sprach Gott zu Mose: Ich habe das Geschrei der israelitischen Fronarbeiter gehört. Ich will sie in die Freiheit führen.
Mose wird beauftragt, das Volk Gottes in die Freiheit zu führen.
Der Weg Israels von der Sklaverei und Knechtschaft in Ägypten bis ins gelobte Land ist auch ein Symbol für unseren Weg aus den Bindungen in die Freiheit der eigenen Persönlichkeit.

Diese Stationen möchte ich kurz in 4 Schritten darstellen:
1. Die Situation in Ägypten
Diese Situation ist ja nicht nur negativ zu sehen. Die Leute hatten Arbeit, hatten Essen, waren versorgt und fühlten sich darin auch in gewisser Weise geborgen. Diese Situation ist die Geborgenheit, die als Kinder in der Familie erlebten, wir waren versorgt, wir durften existieren, weil wir ernährt und begleitet wurden.
Aber irgendwann ist es auch wichtig, sich aus diesen Bindungen zu lösen und sich auf den Weg der Entwicklung zur eigenen Persönlichkeit zu machen.
Und das sind dann die Stationen, die mit denen des Exodus vergleichbar sind.

2. Der Aufbruch in die Freiheit
Wir machen uns auf zu einem Leben, wie wir es leben wollen und entdecken: da sind immer wieder Fesseln, die uns binden, zurückhalten, behindern und aufhalten.
Damals bei den Israeliten waren es die Zweifel. Der Aufbruch ins Ungewisse macht unsicher. Und da war dann auch noch der Pharao, die Autorität, die sie nicht ziehen lassen wollte. Und auf dem Weg in die Freiheit fährt der Pharao auch noch mit seinen Gespannen hinterher, um sie wieder einzufangen.
Heute - auf unsere Gesellschaft bezogen sind die Fesseln wohl die Ausbeutung,
Arbeit unter ungerechten Bedingungen
Diskriminierung
Misstrauen und Neid,
die uns auch als Gesellschaft immer wieder zurückhalten und aufhalten.

und im persönlichen Leben sind es wohl auch die Zweifel,
denn es ist ein Aufbruch ins Ungewisse,
ein Aufbruch in die Freiheit, bei der wir noch nicht wissen, wohin sie führt.
Es sind auch die Fesseln im eigenen Kopf, im eigenen Denken,
unsere moralischen und ethischen Bedenken,
z.B. wenn wir fragen: "Was werden denn die Leute sagen?" oder wenn wir hören: "Das tut man nicht."

3. Die große Bedrängnis
Die Israeliten steht vor dem Schilfmeer. Hinter ihnen der Pharao mit seinen Gespannen. Jetzt scheint es weder nach vor noch zurück zu gehen - und jetzt? Jetzt kann nur Gott ein Wunder tun und mir helfen, dass der Weg in die Freiheit auch gelingt.
Auch im eigenen Leben stehen wir auch irgendwann an einem Punkt der Bedrängnis, wo wir vor schweren Entscheidungen stehen. Entweder wir ergeben uns in die Macht der Mächtigen und akzeptieren die Fesseln, die uns binden,
oder es geschieht ein Wunder, das uns den Weg in die Freiheit öffnet.
Bei den Israeliten geschieht dieses Wunder: das Meer öffnet sich. Und danach singt Miriam das Loblied über Gottes Macht und Größe.
Im eigenen Leben - bei uns darf es auch zu dem Punkt kommen, wo sich die Wege in die Freiheit auftun und die Fesseln gesprengt werden, befreit von den Fesseln, emanzipiert von den Meinungen anderer.

4. Das gelobte Land auch einnehmen
Die Israeliten hatten dann noch das gelobte Land einzunehmen, sie hatten sich gegen die Amalekiter zu verteidigen.
Auch wir sind dann noch nicht im gelobten Land angekommen, sondern haben unsere Freiheit zu verteidigen und das neue Leben in der Freiheit mit einer soliden Ethik zu festigen und zu gestalten.
Die Israeliten hatten auch erst nach dem Wunder am Schilfmeer die 10 Gebote bekommen für ein harmonisches Zusammenleben in der Gesellschaft.

Der Prozess des Weges in die Freiheit dauerte bei den Israeliten 40 Jahre.
Auch bei uns kann es ähnlich lange dauern. Und jeder Mensch ist da bei einer anderen Station.
Manchmal ziehen wir noch einmal eine Runde durch die Wüste, weil wir in eine Fessel geraten, die uns wieder im Kreis drehen lässt und nicht weiter bringt.
Diese Fesseln heißt es zu erkennen und mit Gottes Hilfe abzulegen und los zu werden.
Denn Gott will uns in die Freiheit führen, in das gelobte Land, in das Land unserer Bestimmung.
Wenn wir solche Fesseln entdecken, können wir damit genauso umgehen, wie die Frau, die seit 12 Jahren unter Blutungen leidet.
Wir haben diese Heilung im Evangelium gehört.
Das war ihre Fessel, ihre Plage.
Sie hatte nur den Wunsch, die Kleider von Jesus kurz zu berühren und war überzeugt, dass sie dann gesund wird. Und Jesus sagt dann zu ihr: Dein Glaube hat dich gesund gemacht.
In diesem Leid ist dann so befreiend, wenn wir in die Nähe Jesu kommen, ihn einfach kurz berührt und berührt werden.
Oder manchmal erscheint uns der Weg in die Freiheit auch zu schwer und zu anstrengend und wir drohen aufzugeben.
Wir erinnern uns, was Jesus zu der Tochter des Jairus gesagt hat? Talita kum! Mädchen, stehe auf!

Lasst uns darum nicht vergessen. Gott geht uns auf unserem Weg in unsere Bestimmung voran.
Den Israeliten ging er voran tagsüber in einer Wolkensäule, und nachts in einer Feuersäule,
und er hat ihnen zugesagt: äh´je ascher äh´je.
Ich bin, der ich bin. Ich bin für dich da.
Und das hat Jesus Christus als letzte Worte vor seiner Himmelfahrt mit eigenen Worten bestärkt, als er sagte: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende".

Die Fesseln, die uns binden und gefangen nehmen, sind also nicht dazu da, dass wir sie demütig ertragen oder erdulden, sondern dass wir sie ablegen, uns entfesseln lassen, und von Gott in die Freiheit führen lassen,
in die Freiheit der Kinder Gottes,
denn er will unsere Füße auf weiten Raum stellen
und hat das gelobte Land für uns bereit.

Um diese Freiheit dürfen wir Gott bitten,
und wir dürfen guten Mutes uns auf den Weg in die Freiheit machen und auch mithelfen, dass sich auch für unsere Mitmenschen die Fesseln lösen, die sie gefangen hält und nicht weiter bringt.
"Talita kum!" - Steh auf und geh!

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