2. September 2018

Im Glauben leben und dafür einstehen

Passage: Römer 1,16-17
Dienstart:

Predigt am 2.9.18 Röm.1,16f

Übersetzung nach Martin Luther 2017:
Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

Übersetzung nach der Neues Leben Bibel
Ich schäme mich nicht für die gute Botschaft von Christus. Diese Botschaft ist die Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt. Sie zeigt uns, wie Gott uns in seinen Augen gerecht spricht. Dies geschieht einzig und allein durch Glauben. Denn es heißt schon in der Schrift: »Durch den Glauben hat ein Gerechter Leben.«

Dieser kurze Text Römer 1,16a-17 ist ein äußerst präzises Glaubensbekenntnis, in dem Paulus seinen Glauben an Christus bekennt und die Kernaussage des Evangeliums auf den Punkt bringt.
Er enthält alle wesentlichen Merkmale des Konzepts eines modernen Unternehmensmanagements.
Das sind auch Fragen, die wir uns heute persönlich als Christen stellen. Es sind auch Fragen, wir uns als christliche Gemeinde immer wieder zu stellen haben:
Es enthält:
das Leitbild, die Vision, die Mission und die Strategie.
Darüber hinaus steckt in ihm das Grundgerüst für die Botschaften, die es zu vermitteln gilt.

I. Das Leitbild
Das Leitbild beantwortet die Frage »Wofür stehen wir?« und formuliert dafür das Wertesystem, das zugrunde gelegt wird;
oder persönlich gefragt: Wofür stehe ich? Was sind meine Werte?
Paulus schreibt im ersten Satz: Wir stehen für das Evangelium von Christus. Wir Christen orientieren uns am Wertesystem und an der Botschaft des Evangeliums, denn die Grundlage und Basis unseres Glaubens ist das Evangelium von Jesus Christus.
Das Leitbild ist klar, und knapp, auf das Wesentliche beschränkt formuliert.
Können wir das auch für uns beantworten?
Können Sie es als Christ/in beantworten: Wofür stehen Sie?

II. Die Vision
Die Vision beantwortet die Frage »Wo wollen wir hin?« und beschreibt, welches Ziel erreicht werden soll.
Wo will ich hin? Was ist mein Ziel?
Paulus nennt die Vision für Christen im zweiten Satz: Selig werden!
»Selig werden«, das meint: des ewigen Lebens teilhaftig werden - wie es im Glaubensbekenntnis ausgedrückt ist. Den Weg dahin vermittelt Paulus in den Botschaften im selben Textstück.
Die Vision ist eindeutig: Selig werden, am ewigen Leben teilhaben. Das ist das Ziel, dem wir zustreben. Doch wie? Dafür bedarf es der Mission.

III. Die Mission
Die Mission beantwortet die Frage »Was tun wir dafür?« und nennt die Aufgabe sowie den Zweck des Unternehmens.
Paulus sieht die Aufgabe darin, die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt zu erlangen. Den Zweck beschreibt er so: daran glauben , also den Glauben praktizieren.
Glaube entsteht nicht allein durch das stille Bekenntnis »Ich glaube!«. Glauben möchte und muss gelebt werden. Das verlangt Engagement.
Christlicher Glaube ist nur dann wahrer Glaube, wie ihn Christus verkündigt hat, wenn er in den Taten, im Leben, in den Einstellungen, im Reden und Tun erkennbar ist.

Das fällt uns auch nicht in den Schoß. Dazu brauchen wir auch immer wieder neue Motivation, und dazu sind Rituale hilfreich.
Rituale sind gewohnte Handlungen und Abläufe, die regelmäßig wiederkehren.
"Den Glauben praktizieren" - das hat viele Gesichter und Aspekte.
Die einen verbinden damit den Besuch des Gottesdienstes, es gibt aber eine große Vielfalt, den Glauben zu praktizieren.
Das sind Handlungen, Tätigkeiten oder Aktionen, die den eigenen Glauben im täglichen Leben widerspiegeln und erkennbar machen: z.B.
• Gebet
• Tischgebet
• Abendgebet
• Andachtsbuch lesen
• Losungen lesen, meditieren
Den Glauben praktizieren bedeutet auch, die zentralen Aussagen und Ermutigungen der Bibel im Leben umsetzen, z.B. 1.Kor.15,44: Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen.
oder: Joh.13,35 Daran erkennt man, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt"
und noch deutlicher in der Bergpredigt. Da vergleicht Jesus seine Nachfolger mit Bäumen und sagt dazu:
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Wenn das Fundament gut ist und der gute Same des Evangeliums gesät ist, kommen auch gute Früchte hervor.
Die Mission - und die damit verbundene Frage: "Was tun wir dafür, um das Ziel zu erreichen", beantwortet Paulus hier: die Gerechtigkeit erlangen, die vor Gott gilt.
Wir haben zu ergründen, was »Gerechtigkeit« meint, die vor Gott gilt, bevor wir es leben können.
Wenn in der Bibel von Gerechtigkeit grch. zedaka, die Rede ist, meint sie nicht unser Gerechtigkeitsdenken, das der griech.-römischen Gerechtigkeitsvorstellung entspringt
die griech. Göttin der Gerechtigkeit:: Dike mit Waage und Schwert und verbundenen Augen
die Gut und Böse abwägt, dann urteilt und das neutral ohne Beeinflussung.
bibl. zedaka: die Ausgegrenzten, Benachteiligten wieder in die Mitte holen, dass sie am kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Leben der Gemeinschaft wieder teilhaben können.
Das ist Gerechtigkeit, wenn das Wort in der Bibel vorkommt.
"Der Gerechte wird aus dem Glauben leben"
Die Gerechtigkeit kommt aus dem Glauben und führt in den Glauben hinein.
Es ist darum auch möglich, den Satz umzudrehen.
gelebter, praktizierter Glaube führt zur Gerechtigkeit,
d.h. zum einen:
unser Glaube bringt uns vom Abseits in die Mitte des Lebens zurück, macht uns vor Gott gerecht
zum anderen:
eine Frucht unseres Glaubens ist es, für Gerechtigkeit zu sorgen, d.h. die, die im Abseits stehen, in die Mitte zurück holen, damit sie am Leben teilnehmen können.
Und das hat auch viele Gesichter, viele Facetten, viele Möglichkeiten, das zu leben, weil wir eben unterschiedliche Menschen sind.
IV. Die Strategie
Die Strategie beantwortet die Frage »Wie wollen wir es erreichen?«
indem wir auf Menschen zugehen, über das Evangelium reden und gemeinsam im Glauben wachsen. (das ist unser Leitbild als Gemeinde , das wir uns am Beginn des neuen Arbeitsjahres wieder ins Bewusstsein rufen und neu mit Leben füllen dürfen.

Sich nicht schämen und einzustehen für seinen Glauben, weder vor sich selbst noch vor anderen, verlangt Mut und kann einem auch sehr schwer gemacht werden. Es verlangt Mut, zu seiner inneren Haltung zu stehen und sich auch ohne Scheu zu seinem Glauben zu bekennen. Und denen, die den Mut aufbringen, gehört aller Respekt dafür.
Sie sind es, die den christlichen Glauben weitergeben, Rituale vorleben und mit gutem Beispiel vorangehen,die sich als Evangelische Christen nicht als Aussenseiter fühlen, sondern stolz sind, evangelisch zu sein.

Und wieder möchte ich Sie mit einer Frage herausfordern und zum Nachdenken anregen,
und diese Fragen stelle ich mir genauso:
Die 1. Frage war: Wofür stehen Sie?
Die 2. Frage (Vision): Wo wollen Sie hin?
3. Was ist Ihre Mission? Was tun Sie, um ihr Ziel zu erreichen?

Schämen Sie sich des Evangeliums oder stehen Sie für Ihren Glauben ein?
Beten Sie? Sprechen Sie Tischgebete? Auch wenn Gäste dabei sind?
Ergreifen Sie Partei, wenn gegen christliche Lehren verstoßen wird, beispielsweise in der Nachbarschaft, im Verein oder am Stammtisch?
Ergreifen Sie Partei, wenn Menschen zu Opfern gemacht werden und Macht missbraucht wird?
Wenn über Dritte hergezogen wird im lockeren Tratsch unter Nachbarn und am Arbeitsplatz?
Sich nicht schämen und Courage zeigen, dort, wo andere schweigen, sich nicht schämen und seinem Gewissen folgen, aus Glauben in Glauben, ist wirklich nicht leicht. Doch auch das ist praktizierter Glaube.
Die Botschaften
Paulus liefert uns als Empfänger dieser Zeilen in diesem Text im wesentlichen gleich drei Botschaften:
1. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt – und damit vor den Menschen! –, kommt im Glauben an das Evangelium aus dem Glauben heraus.
2. Der vor Gott und vor seinen Mitmenschen »Gerechte« wird diesen Glauben leben und danach handeln. Reden ist eins, Handeln etwas anderes.
3. Wer entsprechend handelt, braucht sich seines Glaubens und des Evangeliums nicht zu schämen. Vielmehr ist er aufgefordert, seinen Glauben frei und unbekümmert zu leben, wobei ihm die »Kraft Gottes« behilflich ist, die im Evangelium steckt.

Diese 2 Verse des Paulus bieten die Motivation für das Handeln eines Christen. Er beschreibt praktiziertes Christentum.
Gleichzeitig ist er die Einladung an alle, neu darüber nachzudenken bzw. sich bewusst zu machen, was den christlichen Glauben eigentlich ausmacht und welche Auswirkungen der Glaube auf unser Leben, auf unser Denken und Handeln hat.

Und gleichzeitig können wir uns diese Fragen aus dem Bereich des Unternehmens-Managements auch als evang. Gemeinde stellen:

Leitbild: Wofür stehen wir?
Vision: Wo wollen wir hin?
Mission: Was tun wir dafür, um das Ziel zu erreichen?
Strategie: Wie wollen wir das Ziel erreichen?

Wenn wir nicht nur als einzelne Christen, sondern auch als Gemeinde diese Fragen konkret beantworten können, ist es uns als Gemeinde und als Mitarbeiter/innen der Gemeinde auch leichter,
zu wissen, wofür wir stehen und zu welchem Ziel wir uns als Gemeinde hin bewegen und hilft uns auch, in der Gemeinde an einem Strang zu ziehen und zu einem Ziel hin zu arbeiten. So können wir uns selbst als Christen wie auch als Gemeinde im Glauben weiter entwickeln.

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