15. September 2019

Predigt zur Amtseinführung von Pfarrer Mag. Robert Eberhardt

Passage: Matthäus 4,23-25
Dienstart:

Predigt Amtseinführung 15.9.19
Mt. 4,23-25

Und er (Jesus) zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk.

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Gemeinde!
Die Bergpredigt Jesu ist eine besondere Komposition des Evangelisten Mt. (Mt.5-9)
Sie bündelt in besonderer Klarheit, was Jesus in den 3 Jahren seines Wirkens zwischen seiner Taufe und seiner Auferweckung wichtig war, wofür sein Herz brannte, wofür er sich investierte.

Ich will jetzt nicht auf einzelne Themen der Bergpredigt eingehen. Es geht ja um viele Themen: Seligpreisungen, dann seine spezielle Auslegung der Gebote, das Vater unser, vom Fasten und dann in Kap. 8-9 die Erzählung von mehreren Heilungen.

Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir, dass die Kapiteleinteilung - gerade hier bei der Bergpredigt nicht richtig ist und dadurch Entscheidendes und Interessantes in den Hintergrund verdrängt wurde.
Die Komposition der Bergpredigt beginnt nämlich 3 Verse früher mit einer Art Überschrift oder Einleitung, die Matthäus an den Anfang der Bergpredigt gesetzt hat.
Und gerade diese 3 Verse fassen pointiert das zusammen, worum es Jesus in den 3 Jahren seines Wirkens ging:
1. Er zog umher in ganz Galiläa und lehrte in ihren Synagogen
2. er predigte das Evangelium von dem Reich
3. und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk.

Im Wortlaut fast identisch fasst Matthäus die Bergpredigt am Ende des Kap.9 in einem sog. Summarium wieder zusammen:
"Und Jesus zog umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen." (Mt.9,35)

Worauf es Jesus in seinem Wirken auf Erden angekommen ist, lässt sich in diesen 3 Punkten zusammen fassen:
1. Er zog umher und lehrte in ihren Synagogen.
Er lehrte.
d.h. er erklärte den Menschen die Hintergründe und Zusammenhänge, öffnete ihnen die Schrift, dass sie Gottes Wirken in der Geschichte erkennen und verstehen konnten.
Er erzählte von Gott, von seinen Taten, von seiner Liebe, und wir er Menschen wie Abraham, Mose, Jesaja etc. mit seinem Geist beschenkte und sie für sein Werk gebrauchte.
Christliche Bildung bedeutet für mich, die Botschaft der Heiligen Schrift im Zusammenhang zu erschließen und dabei berücksichtigen, dass sie in einer bestimmten Zeit geschrieben wurde und in unsere Zeit und Gegenwart übersetzt und übertragen werden muss, wenn wir der Botschaft der Bibel halbwegs gerecht werden wollen.

2. Er verkündigte das Evangelium vom Reich.
Das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen.
Das Evangelium, die frohe Botschaft, die gute Nachricht, dass Gottes Herrschaftsbereich kommt und alles ihm unterstellt ist, dass er ein Gott der Liebe ist und uns ein gnädiger und gütiger Gott ist, steht im Mittelpunkt seiner Verkündigung.

Das Reich Gottes ist das Ziel, das Gott mit der Geschichte der Menschheit erreichen will,
es ist der „Zustand“, in dem Gerechtigkeit und Frieden zu ihrer Erfüllung gekommen sind.
Röm 14,17: Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.

Mit der Gerechtigkeit ist nicht die griechische, hellenistisch geprägte Bedeutung der iustitia gemeint, sondern wenn Jesus von Gerechtigkeit spricht, meint er das hebr.zedaka:
Und das bedeutet: die Unterdrückten, Vertriebenen und Verstoßenen sollen wieder in die Mitte der Gesellschaft geführt werden, wo sie am kulturellen, politischen und religiösen Leben der Gesellschaft wieder teilnehmen können.
Und Friede meint mehr als einen Waffenstillstand. Das hebr. shalom meint umfassenden Frieden, Glück, Wohlstand, Wohlergehen, gute Ernte, Fruchtbarkeit und Segen.

Das Evangelium ist darum immer zugleich die Botschaft von der Befreiung aus der Knechtschaft.

Es kommt Jesus aber nicht nur darauf an, dass die Menschen an Gott glauben und die Zusammenhänge des Wirkens Gottes verstehen lernen,
sondern er sieht den Menschen ganzheitlich.
Er ist nicht nur gekommen, um den Menschen das ewige Heil zu bringen, sondern das Heil beginnt im Hier und Jetzt, darum

3. er heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.
Er hatte ein großes Herz für die, die sich selbst nicht mehr helfen konnten,
die mit ihrem Latein am Ende sind,
die nur noch leidend dahin kriechen
oder nur noch wie tot am Boden liegen und sich nicht mehr bewegen können
oder nicht mehr ein noch aus wissen.

Und darin liegt jetzt das Besondere in dieser Einleitung zur Bergpredigt.
Wenn wir Jesus nachfolgen wollen - und er ruft uns ja in die Nachfolge -
dann dürfen wir ihm auch gerade in diesen 3 Schwerpunkten nachfolgen:
1. lehren in den Synagogen, Versammlungsorten,
die Zusammenhänge erklären, dass wir Gottes Wirken in der Geschichte erkennen
2. das Evangelium vom Reich Gottes verkündigen,
d.h. die frohmachende Botschaft, dass wir einen Gott haben, der uns liebt und uns gnädig und barmherzig ist, immer wieder zur Sprache bringen und
3. unseren Mitmenschen helfen, dass sie wieder heil werden
= wieder neue Hoffnung und Perspektive für ihr Leben bekommen
= wieder aufstehen und ihre Last loswerden können
= befreit werden von ihren Zwängen, Belastungen, wieder aus dem Labyrinth ihres engen Denkens heraus finden und neu ins Leben zurück finden.

Das ist unser Auftrag als Christen, als Nachfolger Jesu, den wir wieder neu entdecken und leben dürfen.
Das sehe ich auch als Auftrag für meinen Dienst als gewählter Pfarrer der Gemeinde Voitsberg. An diesen 3 Schwerpunkten im Wirken Jesu möchte ich mich auch in meinem Dienst orientieren.

Verkündigung des Evangeliums, Bildung und Seelsorge sind auch die wichtigsten Aufträge einer Pfarrgemeinde.
Zum Schluss möchte ich das noch für meinen Dienst als Pfarrer konkretisieren:

In der Verkündigung des Evangeliums ist es wichtig, dass wir die Botschaft Jesu Christi immer wieder neu in der Sprache unserer Zeit auf den Punkt bringen.
In meinen Predigten möchte ich ermutigen und aufrütteln, den Horizont erweitern,
aber auch in der öffentlichen Verkündigung meine Stimme erheben gegen gesellschaftliche Missstände oder Fehlentwicklungen.

In Veranstaltungen, Workshops oder Vorträgen möchte ich uns alle anregen, unseren Glauben zu reflektieren und zu vertiefen,
dass der Glaube alltagsfähig wird und unser modernes Weltbild integriert.

Damit wir Menschen in Not helfen und zur Heilung beitragen können und Ausgegrenzte wieder im Mittelpunkt der Gesellschaft integrieren, ist es wichtig, ein Netzwerk der Nächstenliebe auszubauen,
eine Gemeinschaft der Kirche bilden und stärken, wo Neue und Ratsuchende herzlich empfangen und integriert werden.

Damit das gelingt, wird es da und dort nötig sein, neue Wege zu beschreiten und nicht nur an Gewohntem festzuhalten, gilt es doch, uns unser Leitbild immer wieder vor Augen zu führen und im Alltag umzusetzen:
Wir wollen auf Menschen zugehen, über das Evangelium reden und in Gemeinschaft im Glauben wachsen.

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