25. Februar 2018

Predigtreihe „Glaubensbekenntnis“

Passage: Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer...
Dienstart:

Predigtreihe "Glaubensbekenntnis"
2. Teil: "...den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde"

Jeden Sonntag bekennen wir im Gottesdienst unseren christlichen Glauben, doch wir sind nur selten herausgefordert, das apostolische Glaubensbekenntnis mit unserem eigenen Glauben zu überprüfen.
Das Glaubensbekenntnis in der Fassung, wie wir es auswendig können, hat seinen Ursprung in der frühchristlichen Tauffeier und fasst die wichtigsten Glaubensinhalte zusammen, wie sie die Apostel verkündigt haben. Darum heißt es auch "apostolisches Glaubensbekenntnis".
Der Wortlaut, wie wir ihn heute kennen, ist erst seit dem 13.Jahrhundert belegbar.

Wenn wir das Glaubensbekenntnis nun in einer Predigtreihe intensiver behandeln, geht es weniger darum zu überprüfen, ob unser Glaube noch dem entspricht, was wir in der Einheit mit den Christen im apostolischen Glaubensbekenntnis sprechen und bekennen, sondern es geht viel mehr darum, die einzelnen Glaubensinhalte zu verstehen, richtig zu interpretieren, und uns dem zu nähern, was damit gemeint sein könnte
.
Heute geht es um: "den Allmächtigen
den Schöpfer des Himmels und der Erde"

Hier stoßen wir gleich auf 2 Probleme:

Vordergründig drängt sich die Frage auf:
Wenn Gott allmächtig ist, warum passiert dann dieses oder jenes? Das ist die sog. Theodizee-Frage.
Wenn Gott allmächtig ist, könnte er dann einen Stein schaffen, den er selbst nicht mehr aufheben kann?
Solche und ähnliche Denkakrobatik beschäftigte viele Menschen quer durch die Jahrhunderte.
Die Vorstellung von einem allmächtigen Gott wird dort problematisch, wo das Theodizee-Problem dazu kommt, d.h. wo wir die Frage stellen: Warum lässt dann Gott das zu, wenn er doch allmächtig ist.

ich möchte dieses Attribut Gottes einmal versuchen positiv zu fassen:
1. Gott kann absolut alles, es gibt für ihn nicht nur keine denkbare, sondern gar keine Handlungsbeschränkung, d. h., er kann auch die Naturgesetze und die Gesetze der Logik (z. B. durch widersprüchliches Handeln) überschreiten.
2. Gott kann alles, d. h., auch in den Lauf der Welt eingreifen und dabei gegen die Naturgesetze verstoßen (d. h., Gott kann Wunder tun), nicht jedoch widersprüchlich handeln.
3. Gott vermag außer widersprüchlichem Handeln alles zu tun, ist jedoch durch verschiedene weitere Eigenschaften oder Umstände in seinem Handeln beschränkt.
d.h. er ist allmächtig, er könnte allmächtig zornig sein, aber er beschränkt sich, weil er ein Gott der Liebe ist.
Mir ist die Problematik bewusst. Wir können als Menschen mit unserer Begrenzung nicht angemessen über Gott reden, weil es uns nicht möglich ist, die Dimension des Göttlichen in unser begrenztes Denken mit aufzunehmen.
Dabei denke ich jetzt z.B. an den großen Dogmatiker und Theologen Karl Barth, der in 17 dicken Bänden auf mehr als 9000 Seiten eine Lehre von Gott geschrieben hat und dann am Ende seines Lebenswerkes demütig festgestellt hat: Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-können, wissen und eben damit Gott die Ehre geben.“
Gott ist ganz anders.
Es ist wichtig, dass wir bei allem Reden von Gott uns unserer Begrenztheit bewusst sind und darum demütig bleiben.
Ich möchte mich aber dennoch auch von einer anderen Seite dem Thema nähern:
In den Schöpfungsberichten der Bibel heißt es:
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde - als Mann und Frau.
Damit nehme ich jetzt den 2. Begriff: "Schöpfer des Himmels und der Erde" gleich mit dazu. Das lässt sich nicht wirklich trennen.
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, "ein Bild, das ihm gleich sei"
Ich will das jetzt nicht körperlich, materiell denken, dass Gott so ausschaut wie wir.
Ich kann das nur "wesensmäßig" denken.
"zu seinem Bilde als Mann und Frau" - schließt für mich ein, dass Gott das Phänomen "Mensch" in seiner Vielfalt als Mann und Frau, mit den verschiedensten Wesensmerkmalen, die wir Menschen nur haben können und sind so vielfältig geschaffen hat, wie auch Gott vielfältig ist.
Er ist mächtig, ein großer Organisator, Manager - mit starken männlichen Zügen,
er ist die Liebe, er tröstet, wie einen seine Mutter tröstet, er ist barmherzig - mit starken weiblichen Zügen,
er ist alles in allem - und noch viel mehr,
noch viel vollkommener als es unser Denken zu erfassen vermag.
Darum hat uns Gott eine Ahnung ins Herz und in die Seele gegeben, dass wir trotz unserer Beschränktheit Gott denken und uns da was vorstellen können.
Ich komme zum 2. Begriff bzw. Attribut Gottes: "Schöpfer des Himmels und der Erde" - für unser Denken in unserer Zeit nicht weniger problematisch und schwer zu verstehen.
Der Atheismus der Neuzeit, aber auch die Philosophie und die Naturwissenschaften wollen in ihrem Denken und Forschen ohne Gott auskommen, weil Gott keine wissenschaftliche Größe sein kann, weil Gott über alles Beweisbare hinausgeht und damit den Bereich der Wissenschaftlichkeit sprengt.
Die Naturwissenschaft hat - allen voran Charles Darwin - versucht, die Entwicklung der Lebewesen ohne Einflussnahme eines Schöpfers zu erklären. Daraus ist 1858 die Evolutions-Theorie entstanden, eine "Theorie", die von der Annahme ausgeht, dass sich die gesamte Biologie in einem Evolutionsprozess weiter entwickelt und alles durch Zufall irgendwann mal einen Anfang nahm.
Viele Generationen sind seitdem mit der Bibel und den biblischen Schöpfungsberichten in Konflikt geraten und glaubten sich entscheiden zu müssen, ob sie nun der Bibel glauben oder der Evolutionstheorie.
Hier gibt es mehrere Ansätze, die ich jetzt weder als falsch noch als richtig kennzeichnen und bewerten will.
Ich halte alle Denkansätze für berechtigt und für eine Bereicherung für unser Denken und für unseren Glauben.
Ich bin nicht unbedingt gezwungen mich zu entscheiden zwischen einer Entstehung des Menschen als Ergebnis einer biologischen Evolution, die glaubt, ohne Gott auszukommen, und einer bewussten Erschaffung des Menschen durch Gottes Hand, der nach den Schöpfungserzählungen den "adam" aus Lehm geformt und ihm den Atem des Lebens eingehaucht hat, und der aus der Rippe des "adam" die "chawa" geformt hat als Gegenüber, als Entsprechung und Ergänzung.
Es ist für mich denkbar, in meinem Glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde festzuhalten, ohne die Theorie der Evolution als gottlosen Gegensatz ausschließen und verwerfen zu müssen.
Es gibt dann auch noch den Ansatz der sog. "theistischen Evolutionslehre" (theistisch = an Gott glaubend), einer Art Kompromiss, die Gottes Wirken dort ansetzt, wo die Wissenschaft an ihre Grenzen stoßt, wenn sie z.B. nicht erklären kann, wie die 1. Eizelle entstanden sein soll, aus der sich dann das Leben entwickelt hat.
"Ich glaube an Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde" ist weit mehr als ein Bekenntnis zu einer bestimmten Form der Entstehung der Welt und des Menschen.
Es greift weit darüber hinaus und bekennt, dass über allem, was geschaffen ist und existiert, eine große Macht, eine Weisheit, ein Schöpfer ist, der nicht nur irgendwann einmal alles in Gang gebracht und den Motor gestartet hat,
sondern sich an jeder neuen Kreation erfreut, die die Schöpfung seit Beginn der Welt hervorbringt.
Das erklärt jetzt noch nicht alles, bringt uns aber, so denke ich, auf einen guten Weg, den wir mutig weiter denken und glauben dürfen.
Damit erklären wir zwar nicht das viele Leid auf der Welt. Und damit machen wir gleichzeitig auch Gott nicht verantwortlich für jedes Kind, das geboren wird, und aber dann verhungern muss.
Es bleibt unsere Selbstverantwortung und Selbstbestimmung als Menschen, die als Ebenbild Gottes geschaffen wurden, ob wir 1,2 oder 20 Kinder auf die Welt bringen,
ob wir einander unterdrücken oder wertschätzen,
ob wir uns ausbeuten oder zum Leben verhelfen.
Der allmächtige Gott und Schöpfer allen Lebens erfreut sich an jeder Blume, die seine Welt bunt macht, erfreut sich an jedem Tier, das zum Leben kommt und sieht jeden Menschen, der das Licht der Welt erblickt, mit seinen liebenden Augen an und spricht ihm zu: Du bist mein geliebtes Kind und: ich bin für dich da!
So dürfen wir auch in gleicher Weise staunen über die Vielfacht der Schöpfung, über die Kreativität des Allmächtigen, über die Zuwendung des barmherzigen Vaters,
und auch wenn wir vieles nicht verstehen, vieles bis zum Ende unseres Lebens nicht beantworten können, dürfen wir voll Vertrauen nach oben schauen und bekennen: "Ich glaube!"

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