20. Oktober 2019

Predigt über Jak 2,14-26 Glaube und Werke

Passage: Jakobus 2,14-26
Dienstart:

Predigt von Pfr. Eberhardt über Jak 2,14-26

Heute geht es in unserem Bibelwort um Glaube und Werke.
Ich möchte mich dem Thema annähern, indem wir mal überlegen, was eigentlich christlicher Glaube ist.
Denn – schnell hingeschaut – tut sich da ein Widerspruch zur reformatorischen Erkenntnis Martin Luthers auf.

Wie es Luther erkannt hat werden wir vor Gott gerecht allein durch den Glauben und nicht aufgrund unserer Werke, d.h. es kann und darf nicht unser stetes Bemühen sein, gute Werke zu vollbringen, damit wir in den Himmel kommen.
Gott selbst ist, der in uns den Glauben schafft. Auch der Glaube ist nicht unser Verdienst, sondern das Wirken des Heiligen Geistes.
Die Gewissheit, dass ich erlöst bin, dass Jesus Christus mein guter Hirte ist und mich in seiner Hand hält, kann ich mir nicht selbst einreden.
Das ist ein Geschenk.

Glaube ist nicht eine bestimmte Moral – das ist noch viel zu wenig –
Glaube ist auch nicht ein bestimmtes Verhalten oder bestimmte Einstellungen, dann wäre das Christentum eine Gesetzesreligion, wo wir nur bestimmte Dinge einhalten müssen, um gerettet zu werden.

Glaube ist das Festhalten an der Zusage Gottes, an seinem Versprechen, das er uns gegeben hat:
Dem Mose hat Gott die Zusage gegeben: Ich bin Jahwe, ich bin für dich da. (1 Mose 3,14)
Jes.43,1: Ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Oder am Ende des Missionsauftrags:
Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Mt 28,20)
Diese Zusagen ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel.

Nun möchte ich auch die Werke ein wenig beleuchten.
Wir denken da vielleicht an die Werke der Barmherzigkeit.
Die biblische Aufzählung umfasste ursprünglich die folgenden 7 Werke der Barmherzigkeit:
• die Hungernden speisen
• den Dürstenden zu trinken geben
• die Nackten bekleiden
• die Fremden aufnehmen
• die Kranken besuchen
• die Gefangenen besuchen
• Tote begraben

Die Reihenfolge dieser Werke folgt der sogenannten Endzeitrede Jesu in Matthäus (Mt 25,34–46)

Oder wir denken an die 9 Früchte des Heiligen Geistes, die Paulus in Gal 5 aufzählt: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung.

Oder an andere Ermahnungen zur Barmherzigkeit in der Bibel, wie z.B. „Brich dem Hungrigen dein Brot“
Oder „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“
Oder die 10 Gebote.

Heute ist die Einstellung weit verbreitet, dass wir uns nichts schenken lassen wollen. Wir wollen uns stets revanchieren.
Darum tun wir auch mit der Botschaft so schwer, dass der Glaube ein Geschenk ist.
In vielen frommen Kreisen findet sich auch die Einstellung, dass wir zu unserer Rettung auch beitragen müssen, auch wenn es nur 5% sind,
und selbst wenn die 5% nur darin bestehen, dass wir das Geschenk auch annehmen müssen.

Wenn ich meinen Kindern zum Geburtstag oder zu Weihnachten ein Geschenk machte, war mir immer wichtig, dass das auch was ist, was sie sicher gut brauchen können. Und das wussten sie auch.
Wie klingt denn das, wenn ich beim Überreichen des Geschenks dann dazu betont hätte: „Aber du musst es auch annehmen!“
Das Geschenk ist schon so, dass sie sich mit Freude drauf stürzen. Da brauchte es keine 5% eigene Leistung.
So ist es auch mit dem Glauben als Geschenk Gottes.

Sie erinnern sich vielleicht noch an die zentrale Aussage Luthers zum Artikel von der Rechtfertigung:
Gott rechtfertigt den Sünder um Christi willen, indem er im Sünder Glauben schafft.

Das ist gesunder, reformatorischer Glaube, der sich nicht durch fromme Werke das Heil verdienen muss, sondern durch den Glauben vor Gott gerecht wird, den Gott schenkt.

Wie ist das jetzt aber mit den Werken.
Der Glaube ohne Werke ist tot – heißt es im Jakobusbrief.

Luther sagt an einer anderen Stelle:
Gute fromme Werke machen nimmermehr einen guten frommen Mann; sondern ein guter frommer Mann macht gute fromme Werke.

Der Glaube als Geschenk Gottes bleibt nicht in sich verschlossen und Privatsache, sondern er brennt
Und wirkt sich aus im täglichen Leben.
Er durchzieht unser ganzes Leben und hat als lebendiger Glaube Einfluss auf unser Verhalten, auf unsere Einstellungen und Handlungen,
wie das Salz, das die Suppe erst genießbar macht.
Darum sagt Jesus auch in der Bergpredigt: Ihr seid das Salz der Erde.

Ich möchte das noch verdeutlichen, indem ich es versuche in unseren Alltag herunter zu brechen:

Wenn ein Mann eine Frau liebt, die in einer anderen Stadt wohnt, dann äußert sich das in Telefonaten, in Briefen, in Blumen und anderen Geschenken. Der Zusammenhang ist so eng, dass, wenn lange Zeit keine Telefonate, Briefe oder Grüße kämen, die Frau Grund hätte, an den Gefühlen des Mannes zu zweifeln. Sie nimmt die Briefe entsprechend wichtig und wartet darauf. Ihr eigentliches Interesse gilt aber nicht dem Besitz von Briefen oder Blumen, sondern ihr Interesse gilt der Liebe, die in diesen Dingen Ausdruck findet. Ebenso können wir sagen, dass der Glaube sich in Werken manifestiert, und es höchst verdächtig ist, wenn sie ausbleiben. Doch viel wichtiger als der Ausdruck des Glaubens ist der Glaube selbst. Und Werke ohne Glauben wären darum genauso wertlos wie Liebesbriefe ohne Liebe.

Der Rauch ist ein Nebeneffekt des Feuers, und die gute Figur ein Nebeneffekt des gesunden Sports, Blumengeschenke sind ein Nebeneffekt der Liebe, und gute Werke ein Nebeneffekt des Glaubens.
All diese Dinge sind mit der jeweiligen Hauptsache so eng verbunden, dass ihr Fehlen unnatürlich erscheint und irritiert. Wenn das Feuer keinen Rauch erzeugt, der Liebende nicht anruft, und der Christ nichts Gutes tut, sind das deutliche Indizien, dass etwas nicht stimmt! Und trotzdem sind die Begleiterscheinungen nicht das, worauf es ankommt.

Die guten Taten sind kein Guthaben, mit dem wir uns den Himmel erkaufen könnten,
aber sie sind ein sichtbares Zeichen für den von Gott geschenkten Glauben.

Viele behaupten Christen zu sein, aber ihr Leben und Prioritäten zeigen das Gegenteil.
Jesus reagierte darauf mit einem Bild: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Ein Apfelbaum bringt echtes, saftiges steirisches hervor.
Ein Zwetschenbaum bringt Zwetschen als Früchte.
Die Früchte, die dem Glauben entspringen, sind ebenfalls deutlich vom Evangelium her zu benennen:
• Achtung und Wertschätzung im Umgang mit unseren Mitmenschen
• Schutz und Bewahrung der Natur als Gottes Schöpfung, die er uns anvertraut hat
• Der Einsatz für Frieden, denn das war das größte Anliegen Jesu
• Das Eintreten für Gerechtigkeit, denn Jesu Herz schlägt in erster Linie für die Unterdrückten, an den Rand gedrängten, Kranken und Benachteiligten.

Und das nicht, damit wir in den Himmel kommen, sondern weil wir durch den Glauben von Gott gerettet werden.
Die guten Werke sind nicht die Bedingung für unser Seelenheil, sondern die Antwort auf die Zusagen Gottes, die er uns in seinem Evangelium gegeben hat.
Und damit sind sie wohl auch ein Spiegel für unseren Glauben.
An den Werken können wir selbst sehen, wie sehr im Glauben leben bzw. wie gut sich der Glaube im täglichen Leben auswirkt und Früchte bringt.

Ich möchte das noch konkretisieren:
Die guten Werke lassen sich nicht befehlen. Ich kann auch nicht darüber predigen, ermutigen oder ermahnen. Sie können nur aus uns selbst heraus wachsen.
Aus der Erkenntnis, dass mein Glaube aus Dankbarkeit für das Geschenk des Glaubens in den Taten und Werken sichtbar wird.
Das müssen keine großen Taten sein.
Der Glaube zeigt sich schon in
• Kleinen Gesten der Wertschätzung
• In kleinen Gesten der Aufmerksamkeit und des Zuspruchs
• In kleinen Segenskärtchen und kleinen Geschenken, die wir geben
• In einer Flasche Wein für den miesen Nachbarn
(das ist schon schwerer)
• Indem wir Gutes tun ohne eine Gegenleistung zu erwarten,
das ist das beste Zeugnis für unseren Glauben.

In der Bergpredigt sagt Jesus in Mt 5,16
So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen und den Vater im Himmel verherrlichen.

Gott schenke uns das Wollen und das Vollbringen!

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